Die Baubranche verlagert sich in Richtung einer stärkeren Zusammenarbeit und weniger Konflikten, was zur Entstehung von Methoden wie der integrierten Projektabwicklung (Integrated Project Delivery, IPD) führt. Als Reaktion darauf hat das Canadian Construction Documents Committee (CCDC) einen neuen Vertrag, CCDC 30, entwickelt, der diesen kooperativen Ansatz erleichtern soll. In diesem Artikel werden die Grundprinzipien von CCDC 30 und die Strukturierung eines IPD-Projekts beschrieben.
Was ist integrierte Projektabwicklung?
IPD bringt die finanziellen Interessen aller Beteiligten – Eigentümer, Berater, Auftragnehmer und andere beteiligte Parteien – durch einen einzigen Mehrparteienvertrag in Einklang. Das Preismodell basiert auf einem Kostenaufschlag mit einem Zielpreis, und die Gewinne werden in einem „Risikopool“ zusammengefasst, der auf dem Spiel bleibt, bis die gemeinsam vereinbarten Projektziele erreicht sind.
Der Kern von IPD liegt im kollaborativen Verhalten: gegenseitiges Vertrauen, transparente Kommunikation und gemeinsames Engagement für den Erfolg. Der CCDC 30-Vertrag fördert diese Verhaltensweisen aktiv und beinhaltet sogar Haftungsausschlüsse zwischen den Parteien (mit notwendigen Ausnahmen). Jede Partei bleibt voll engagiert und stellt Ressourcen bereit, um sicherzustellen, dass alle anderen ihre Verpflichtungen erfüllen und der Risikopool realisiert wird.
Das Projektmanagement-Team (PMT)
Eine entscheidende Komponente des IPD-Prozesses ist das Projektmanagementteam (PMT). Dieses Team, bestehend aus Vertretern aller Vertragsparteien, bietet umfassende Beratung während der gesamten Planungs-, Entwurfs- und Bauphase.
Das PMT legt Benchmarks, Metriken und Standards für die Fortschrittsbewertung fest und trifft Entscheidungen, die sich auf alle Aspekte des Projekts auswirken – einschließlich Kosten und Zeitplan. Alle PMT-Entscheidungen werden einstimmig getroffen, wobei das Senior Management Team (SMT) die letzte Autorität für Änderungen behält. Diese Struktur gibt allen Parteien eine bessere Kontrolle über das Projektrisiko.
Die vier Phasen eines IPD-Projekts unter CCDC 30
Der IPD-Prozess gemäß CCDC 30 gliedert sich in vier verschiedene Phasen: Validierung, Design/Beschaffung, Konstruktion und Garantie.
1. Validierungsphase
In dieser Anfangsphase validiert das PMT die Projektziele, legt die Basiszielkosten fest und legt den Meilensteinplan fest. Diese Informationen werden in einem detaillierten Validierungsbericht zusammengefasst, der vom Eigentümer genehmigt werden muss, um fortfahren zu können. Der Bericht umfasst eine Vertragsaufgabenmatrix, einen Personalplan, eine Notfallaufschlüsselung, Versicherungsdetails und andere wichtige Elemente.
Der Validierungsbericht bestätigt den Konsens darüber, dass das Projekt realistisch erreichbar ist. Bei Genehmigung wird das Projekt vorangetrieben. Andernfalls werden alle Parteien vom Vertrag entbunden, ihre Auslagen werden erstattet, sie erhalten jedoch keinen Gewinn. In dieser Phase wird auch der Risikopool eingerichtet, der gemeinsame Gewinn, der von der Erreichung vereinbarter Ziele abhängt, wie z. B. dem Abschluss des Projekts zu oder unter den endgültigen Zielkosten.
2. Design-/Beschaffungsphase
Mit der Genehmigung des Validierungsberichts tritt das Projekt in die Entwurfs-/Beschaffungsphase ein. Das PMT koordiniert Designleistungen, aktualisiert Vertragsaufgaben und beginnt frühzeitig mit der Beschaffung von Systemen, Materialien und Ausrüstung.
Projektimplementierungsteams (PITs) – funktionsübergreifende, interdisziplinäre Teams – werden gebildet, um bestimmte Aspekte der Arbeit effizient umzusetzen. In dieser Phase werden die endgültigen Zielkosten festgelegt, die alle Elemente umfassen – Risikopool, Eventualverbindlichkeiten, erstattungsfähige Kosten und potenzielle Anreizelemente mit Mehrwert.
3. Bauphase
In der Bauphase überwacht der PMT den physischen Bau des Projekts. Kontinuierliche Zusammenarbeit, Problemlösung in Echtzeit und Innovation sind in dieser Phase von zentraler Bedeutung. Die Anwendung von Lean-Construction-Prinzipien und kollaborativen Praktiken ist äußerst vorteilhaft.
4. Garantiephase
Nach der Fertigstellung arbeiten der Eigentümer und das Design-/Konstruktionsteam zusammen, um etwaige Mängel zu beheben. Dreißig Tage vor Ablauf der Garantie führt das PMT eine abschließende Prüfung einschließlich aller Projektkosten durch, um die endgültige Verteilung des Risikopools festzulegen.
**Zusammenfassend lässt sich sagen, dass CCDC 30 einen strukturierten Rahmen für die Implementierung von IPD in Kanada bietet und dabei den Schwerpunkt auf Zusammenarbeit, gemeinsames Risiko und abgestimmte Anreize legt. Durch die Festlegung klarer Rollen, Verantwortlichkeiten und eines transparenten Prozesses zielt dieser Vertrag darauf ab, Projekte effizienter und mit größerer Zufriedenheit der Stakeholder durchzuführen
